25. Tag
27.09.00
Amsterdam-Medemblik
SW 3
4/8
18°C
37,4 sm
8,5 h
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Ohne den Wecker werden wir relativ spät wach und kommen erst um halb zwölf los.
Vor der Oranjesluis warten schon zwei andere Jachten, und so legen wir uns hinter
sie. Irgend etwas scheint nicht zu stimmen, denn die kleine Schleuse ist geöffnet,
aber die Lichter bleiben rot. Im Schleusenhaus sieht man auch mehrere Leute über
die Instrumente gebeugt stehen. Schließlich fragt einer der Skipper über das Intercom,
was denn los sei, worauf wir die Antwort erhalten, daß es Probleme gäbe, wir
aber in 10 Minuten durch könnten.
Daraus wird aber schnell eine halbe Stunde, und so vertreiben wir uns die Zeit
damit, eine Wespe zu retten, die auf dem Wasser treibt. Sie scheint jedoch nur
suizide Gedanken zu haben und stürzt sich kurz danach vom Dalben, auf dem wir
sie zum Trocknen abgesetzt haben in ein Spinnennetz. Undankbares Vieh!
Über die Lautsprecheranlage kommt irgendwann die Aufforderung, uns zu einem Bunkerboot
in die Südschleuse zu legen, was wir gerne tun. Wir atmen auf, als die Tore sich
hinter uns schließen, doch wir freuen uns zu früh: Ein Spalt von zehn Zentimetern
bleibt offen und es tut sich nichts mehr. Inzwischen laufen auch überall im Schleusengelände
Mechaniker herum, klettern durch Serviceluken und gucken ratlos drein, doch es
ändert sich lange nichts. Nach zwei Stunden öffnen sich die Tore endlich - auf
Handbetrieb - und wir können raus.
Der Wind weht draußen aus Südwest und so schmetterlingen wir bis zum Paartje von
Marken bei 7 kn Fahrt. Dann wird der Blister gesetzt und auf raumem Kurs geht
es im Sonnenschein so weiter bis nach Enkhuizen. Währenddessen flattern unsere
von Hand gewaschenen Socken an der Leereling und trocknen schnell. Es sind wirklich
herrliche Bedingungen. Vor allem das zur Abwechslung mal glatte Wasser macht Spaß.
Vor den Krabbersgatsluizen bergen wir die Segel und legen ohne Motor am Wartesteiger
an. An der folgenden Schleusung können wir zusammen mit einem Baggerschiff teilnehmen
und brettern danach bei halbem Wind und Vollzeug im Sonnenuntergang nach Medemblik.
Es ist wirklich alles viel zu schön, um aufzuhören. Während der Autopilot steuert,
packen wir abwechselnd unten unsere Sachen, so daß wir nachher im Hafen nur noch
putzen müssen. Als die Segel zum letzten Mal gepackt werden, kommt plötzlich die
Frage auf, welcher Platz überhaupt von uns ist. Bei der Abfahrt hatte ich nicht
darauf geachtet, so daß wir uns jetzt einen nach Gefühl aussuchen. Der Hafenmeister
ist zum Glück noch da und bestätigt uns, daß es der richtige ist.
Per Michaels Handy bestellen wir unseren "Rückholservice" und haben somit noch
anderthalb Stunden um die Skua durch zu wischen und komplett aufzuräumen. Diese
Zeit brauchen wir auch wirklich, denn nach 25 Tagen hat sich genug Dreck angesammelt.
Um 23:00 verlassen wir wehmütig die Skua. Sie hat uns in 167 Stunden 854 Seemeilen
weit gebracht und ist für solche Touren wirklich genau das richtige Schiff. Die
Südküste Englands hat sich als sehr interessantes Segelrevier mit schnell wechselnden
Wetterverhältnissen entpuppt. Die Kreidefelsen bieten einen schönen Ausblick.
Schade, daß wir es nicht bis zu den Needles am Westausgang des Solents
geschafft haben. Dort erstrecken sich Kalkfelsen bis weit ins Meer hinaus. Sehr
spektakulär. Auch die Engländer an sich sind ein sehr lustiges Völkchen und wir
haben nur freundliche und witzige Leute kennengelernt. Wir waren uns alle einig,
daß dreieinhalb Wochen Segeln einfach zu kurz ist.
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