Elektrifizierung eines Bakfiets
Da ich schon mehrere Räder elektrifiziert habe und oft gefragt werde, wie es geht, hier eine Anleitung. Natürlich geht es auch mit anderen Lastenrädern und mit anderen Umrüstsätzen.
Zubehör:
- 1 Umrüstsatz von Ebike Solutions (Motor nicht eingespeicht, spart etwas Geld)
- 90 cm Motorverlängerungskabel
- 70 cm Verlängerungskabel Geschwindigkeitsgeber
- Sockel für Geschwindigkeitsgeber (selber bauen, manchmal)
- 36 dicke Speichen (>2 mm), 137 mm lang
- 36 dicke Nippel, schmale haben oft eine zu geringe Wandstärke und reißen
- 1 Gabel von Bakfiets.nl mit Scheibenbrems- und V-Brake-Sockeln
- 1 Bremssatz (bei mir: Tektro, hydraulische Scheibenbremse)
- 2,6 m Bremsleitungsschlauch (oder äquivalent ein Bowdenzug+Tülle)
- 1 Frontlicht (für bis zu 42 V Eingangsspannung)
- Extragroßer Spritzlappen für's vordere Schutzblech
- 4x M4x16 Senkkopf-Schrauben (für Controller)
- 1,4 m 2adriges Kabel für den Frontstrahler (=dünn)
- 2x M5x25 Inbus-Schrauben + 2 Muttern + 2 Karosseriescheiben (für Akkuhalter)
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Arbeitsschritte
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Scheinbar gibt es Unterschiede in der Rahmengeometrie, bei neuen Rädern braucht man einen Sockel für den Geschwindigkeitsgeber, bei alten nicht. Der Sockel wird aus einem Stückchen Holz gesägt und gefeilt und mehrfach lackiert.
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Vorderrad ausbauen.
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Vordere Rollenbremse, Bowdenzug und Bremshebel demontieren. Dazu muß der Griff vom Lenker, was am besten geht, indem man mit einer Spritze + Kanüle Wasser zwischen Griff und Lenker spritzt.
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Schutzblech & Lampe demontieren.
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Lenkstange und Kugelkopf von der Gabel lösen.
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Vordergabel ausbauen und dabei auf die Lenkkopflager achten, je nach Baujahr können sich die Schalen zerlegen und die Kugeln kommen raus. Wenn man schon alles offen hat, schadet es nicht, die Lager zu reinigen und neu zu fetten, da sie oft ausgewaschen sind.
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Felge umspeichen: Ich nehme die Umrüstsätze ohne eingespeichten Motor. Das spart knapp 100 EUR, die alte Felge kann man weiter verwenden und braucht für knapp 20 EUR neue Speichen. Die Speichen sind dann nur 1x gekreuzt und aufgrund ihrer geringen Länge werden sie am Motor nur von außen durch den Flansch gesteckt.
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Felgenband, Schlauch und Mantel auf das neue Rad aufziehen.
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Die EBS-Stecker sind mit Pfeilen markiert, damit sie richtig orientiert zusammengesteckt werden, die Pfeile lackiere ich immer mit einem Lackstift, damit man sie leichter erkennt.
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Die neue Gabel montieren (das Lagerspiel muß man nach ein paar km nochmal kontrollieren) und den Kugelkopf mit der Lenkstange festschrauben. Je nach Motorbreite muss die Gabel etwas aufgebogen werden, das geht leicht, indem man den Fuß auf das eine Gabelende stellt und vorsichtig am anderen zieht.
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Vorderrad montieren.
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Die neue Vorderradbremse (V-Brake oder Scheibenbremse) montieren. Eine hydraulische Bremse macht Sinn, da die Dehnung des 2,6 m langen Bowdenzugs viel Potenzial verschenkt.
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Motorverlängerungskabel am Motor anschließen und grob unter der Kiste nach hinten verlegen. Befestigt werden alle Kabel und Leitungen erst am Ende.
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Frontlicht und Schutzblech montieren. Bei einer Trommelbremse muss die linke Strebe des Schutzbleches etwas um den Bremskörper herumgebogen werden. Es lohnt außerdem, einen sehr großen und breiten Spritzlappen am Schutzblech zu montieren, damit das Rad von unten sauber bleibt (hier noch nicht montiert).
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20 mm Loch für die Kabeldurchführung bohren, ich setze es immer neben das Rahmenrohr ganz hinten in die Ecke der Kiste, leicht schräg, damit es am Kistenträger vorbei geht.
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Controller montieren. Zur optimalen Nutzung der Kabellängen setze ich ihn inzwischen unter die Kiste, neben das Rahmenrohr. Die Kabel werden später ans Rahmenrohr geführt, damit sie nirgendwo scheuern. Festgeschraubt wird der Controller durch vier M4 Schrauben.
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Das 2adrige Kabel für das Frontlich klemme ich direkt im Akkuhalter an die Hauptleitung.
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Akkuhalter montieren: Ich montiere ihn immer in die Kiste unter die Bank, parallel zur Rückwand. Fallstricke sind dabei die Lage der Ladebuchse, des Hauptschalters und des Schlüssellochs zur Entriegelung. Alles sollte im montierten Zustand natürlich gut zugängig sein. Beim EBS-Trinkflaschenakku sind es zwei M5 Schrauben.
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Montage des Displays, der Bedieneinheit und der Kabelweiche. Den Halter der Akkuweiche lasse ich zur Seite stehen, damit die Kinder nicht dagegen stoßen. Dieses Teil hat sich in der Vergangenheit als etwas sensibel gezeigt.
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Ich verstecke den Tret- und Geschwindigkeitssensor gerne unter dem Kettenschutz, was allerdings auch etwas mehr Arbeit ist:
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Kettenschutz abnehmen. Er besteht aus drei Teilen, zunächst von hinten mit einem breiten Schraubenzieher zwischen die zwei Höcker gehen und das Teil hinten unten heraus clippsen, danach die jeweils zwei Schrauben des Ober- und Unterteils lösen und die Teile vorsichtig abziehen.
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Kettenblatt abziehen.
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Die Magnetscheibe des Tretsensors hat einen Kranz. dadurch wird sie für die Montage am Kettenblatt allerdings zu dick, weshalb ich den Kranz abschleife.
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Die Elektrik zusammenstecken, die Magnetscheibe auf die Tretachse stecken, einschalten und testen, dass man sicher den richtigen Tretsensor ausgewählt hat. Den Sensor dazu von innen an die Magnetscheibe halten und sie in Tretrichtung drehen. Der Motor sollte dann anspringen.
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Den Sockel des Tretsensors bündig zum Gehäuse abschneiden (sieht dann so aus wie der Geschwindigkeitssensor).
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In den Halter des Kettenschutz' eine Aussparung schleifen, in der der Tretsensor sitzt. Der Ausschnitt muß so tief sein, dass der Sensor im Bereich der Magnete sitzt.
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Den Magneten in die Speichen und den Geschwindigkeitssensor mit Kabelbindern innen an die rechte Hinterschwinge montieren. Bei manchen Rahmen braucht es einen Sockel unter den Sensor, in diesem Fall war es nicht nötig.
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Den Tretsensor mit zwei Kabelbindern montieren, die Magnetscheibe auf die Tretachse stecken und das Kettenblatt wieder montieren. Die Magnetscheibe zieht sich dabei an das Kettenblatt. Der Spalt zwischen Scheibe und Sensor ist klein, aber er ist da.
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Jetzt kommt zum Abschluss nochmal eine knifflige Aufgabe, wenn die Aussparung für den Tretsensor in den Kettenschutz gesägt werden muß. Ich hatte das bisher leider nie dokumentiert und jedes Mal wieder schneide ich zuviel weg. Die rote Linie markiert den Bereich, der eigentlich ausreichen sollte, d.h. die OBerkante als Verlängerung der Auflage und dann in Längsrichtung bis dahin, wo die Krümmung des Randes des Kettenschutzes beginnt. Die Ecken bohren und dazwischen mit einem Dremel und einer Scheibe abtrennen klappt ganz gut.
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Jetzt alles fertig montieren, die Leitungen mit Kabelbindern schön verlegen und ab zur Probefahrt.
Ich wünsche Dir viele, schöne Kilometer. Wenn Du noch Tipps zu dieser Anleitung hast, dann maile sie mir bitte.
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