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Englandtörn 2000

24. Tag
26.09.00
Scheveningen-Amsterdam
SW 3
7/8
18°C
38,3 sm
8,5 h

Die Nacht war einfach doch zu kurz und so erwischt uns der Wecker im tiefen Schlaf. Steffi steht gleich auf und beginnt zu packen. Wir anderen schlummern noch ein wenig in den warmen Schlafsäcken vor uns hin. Als wir dann mit dem Frühstück anfangen wollen sehen wir, daß es schon 10:00 ist und Steffi ihre Straßenbahn nehmen müßte. Das wird uns zu hektisch und so verschiebt sich ihre Abfahrt um zwei Stunden.
Der Abschied kommt langsam, aber unaufhaltsam und so müssen wir uns um 12:00 an der Tür der Straßenbahn 7 trennen. Ganz einsam kaufen wir drei zurückgebliebenen Männer danach ein und schlurfen wieder zum Schiff zurück. Vor dem Ablegen rufen wir aber noch zu Hause an und kündigen uns für 14:00 vor dem Südende des Boulevards von Katwijk an.
Bei achterlichem Wind setzen wir alle Segel und baumen die Fock zum trocknen aus. Wir kommen bei 1,5 kn Strömung sehr gut voran und erreichen pünktlich das Südende von Katwijk. Von meinen Eltern fehlt allerdings jede Spur. Enttäuscht fahren wir langsam weiter, als wir plötzlich eine kleine Person im roten Anorak wie verrückt die Treppe zum Strand runterstürmen sehen, die mit einem weißen Taschentuch winkt (hinterher erfahren wir, daß es ein Handtuch war). Es ist meine Mutter, und wir winken zurück und drehen eine kleine Ehrenrunde. Danach läßt der Wind leider etwas nach, so daß die Segel bei den teilweise sehr großen, alten Wellen anfangen zu schlagen. Deshalb bergen wir sie und setzen den Blister. Er steht nicht viel besser, bringt aber mehr Fahrt. Um ihn ruhiger zu halten, kreuzen wir vor dem Wind und haben bald Ijmuiden in Sicht. Das Kreuzen hätten wir aber sowieso gemußt, denn in den Navigational Warnings wurde mitgeteilt, daß keine Schiffahrt vor dem Strand von Zandvoort erlaubt wäre, da explosive Stoffe angespült worden seien.
Andreas schließt den Laptop an den Bordakku an und aktiviert seinen Beschleunigungssensor. Damit geht er durchs ganze Schiff und nimmt eine Datenreihe nach der anderen auf. Am schlimmsten ist es, wie zu erwarten, im Bug, wo die Beschleunigungen um plusminus dreißig Prozent schwanken. Auf einem Kreuzkurs wäre es sicher noch wilder, aber auch heute sind die Wellen erstaunlich hoch und die Skua rollt zeitweise extrem stark.
In der Marina von Ijmuiden legen wir kurz an, um unsere Marinalink-Seite zu promoten. Die Sekretärin ist aber alles andere als interessiert und meint, wir sollen alles aufschreiben, da sie nicht verantwortlich sei. Also übergeben wir unser Werbeblatt und verdrücken uns wieder. So eine dumme Ziege.
Im Hafen herrscht das totale Chaos. Zum Glück erst, als wir schon vor der Schleuse warten. Die Silja-Line-Fähre stößt achteraus ins Vorbecken ein, aus der Mittelschleuse kommt ein Kümo, zwei große Schlepper verlassen den Hafen und dazwischen manövrieren noch zwei Schubverbände, wobei der eine echt extrem mit Sand abgeladen ist. Das Wasser steht fast bis zum Rand des Sülls.
Nach der Schleusung motoren wir durch den Nordseekanal und ich koche Chili. Mengenmäßig verschätze ich mich dabei so sehr, daß ein halber Topf übrig bleibt. Gut für morgen als Mittagessen. Um 21:15 laufen wir den Sixthaven von Amsterdam an. Seine Einfahrt versteckt sich hinter Weiden, die ein ganzes Stück in die Einfahrt hinein hängen. Man fährt richtig ins Grüne, und bei der Dunkelheit sieht alles noch viel enger aus. Schon vorher haben wir die Skua fertig zum verlassen gemacht, und so können wir direkt nach dem Festmachen los laufen. Wir haben noch Lust auf Kino.
Die kostenlose Fähre setzt uns am Bahnhof ab, und wir laufen den Dam hinunter bis zum Pathé. Dort müssen wir leider feststellen, daß 10:00 Uhr in der Woche zu spät ist, um ins Kino zu gehen. Alle Filme laufen schon. Es herrscht aber noch eine Menge an Aktivität auf den Straßen und in den Kneipen, und so spazieren wir noch eine Runde zum Leidse Plein, bevor wir wieder zum Schiff zurück kehren. Vielleicht ist es auch besser so, denn wir fallen totmüde in die Kojen.