7. Tag
09.09.00
Kats-Zeebrugge
SW 1-3
bewölkt
18°C
40,21 sm
10,5 h
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Unter den kritischen Blicken der Nachbarn verlassen wir unsere Box. Zwei so junge Typen auf einem so großen Schiff, das kann entweder nicht gut gehen oder nur geklaut sein. Zu unserer Überraschung geht es die kommenden Tage aber nicht dauernd so.
Zum Glück ist das Wetter zum Eingewöhnen schön ruhig und alles klappt wie am Schnürchen. Wo das kleine Fahrwasser zur Schleuse des Veerse Meer abzweigt, tummelt sich eine ganze Schar von Jachten. Hauptsächlich richtige Rennziegen. Es ist fünf vor zehn und uns ist klar: Um zehn, genau wenn wir dort ankommen, wird gestartet. Das Fahrwasser ist aber dann doch breiter als erwartet, und so passen wir locker durch das Feld, das zum Teil schon die Spinnaker gesetzt hat.
Im Veerse Meer kommt der Wind genau von vorne, so daß wir erst mal motoren müssen. Vor uns sehen wir schon von weitem ein kleines Polizeiboot, daß stichprobenartig die Jachten abklappert. Natürlich nimmt es dann auch irgendwann Kurs auf uns und geht längsseits. Wir dachten schon, es läge daran, daß wir uns davor beide kurz unter Deck aufhielten und unter Autopilot fuhren, aber die drei Beamten sind ganz freundlich und klären uns auf, daß sie eine Kontrolle der Marifone durchführen. Sie kontrollieren, ob die Anlage funktioniert und wollen dann alle nötigen Papiere dazu sehen. Zum Glück habe ich mein Sprechfunkzeugnis dabei (im Gegensatz zu meinen tollen Segelscheinen). Alles wird über Funk weitergegeben und kontrolliert. Sie sind zufrieden, das einzige was bemängelt wird ist unsere Zendmachtiging, die von '98 stammt.
Nach einer Biegung können wir wieder die Segel setzen und kommen langsam voran. Ab und zu müssen wir auch ein paar Schläge kreuzen, aber es geht schön und gemütlich weiter. Im Kanaal door Walcheren müssen wir wieder unter Maschine laufen, aber ab Vlissingen können wir bei 3 Bft wieder segeln. Der Strom schiebt und so kreuzen wir uns langsam aus der Westerschelde frei. Es geht ein ganz guter Schiffsverkehr, dem wir ab und zu ausweichen müssen. Dann kommt auch noch eine riesige Flotte von Regattajachten unter Spinnaker von See herein. In unserer Richtung fährt nur noch eine sehr große, alte Rennjacht (Americas Cup artig), die uns frustrierend schnell stehen läßt.
Nach einer Stunde lege ich mich in die Koje, um ein wenig Schlaf nachzuholen. Ich schlummere gerade ein, als ich durch den startenden Motor hochgeschreckt werde. Als ich an Deck komme, zeigt Andreas in den Dunst, aus dem sich eine riesige Lastwagenfähre löst. Wir liegen genau auf ihrem Kurs und die Bugwelle zeigt, daß sie sehr flott fährt. Zum Glück tut es der Motor anstandslos.
Der Wind ist fast eingeschlafen, so daß wir die Segel bergen und die letzten 5 Meilen nach Zeebrugge motoren. Vor der Hafenmole fällt uns plötzlich auf, daß die große Tafel drei rote Lichter anzeigt. Es ist das Zeichen, daß wir nicht einfahren dürfen, also beschließen wir erst mal neben der haushohen Mole zu warten. Von See her kommt die Talisman, ein sehr großer Autotransporter, und als sie kurz vor der Hafeneinfahrt steht, springen die Lichter auf grün. So fahren wir genau
neben ihr in Zeebrugge ein und können beobachten, wie der Bremsschlepper seine Arbeit tut.
Fotos:
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