1. Tag
08.04.01
Sukosan-Vir
SE 3 -> N 2
3/8
16°C
20 sm
11,5 h
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Nach 23 Stunden Busfahrt aus Duisburg stehen Steffi und ich um 6:30 blinzelnd am Busbahnhof von Zadar. Auch wenn die Zeit relativ locker und schnell vorbei ging, haben wir erst mal genug vom Sitzen und es tut gut, die Beine vollkommen ausstrecken zu können. Die Fahrt war okay, der Komfort besser als im Flieger und durch die Pausen wurde es nur angenehmer. Alle Horrorstories über einschlafende Fahrer entpuppten sich zum Glück als falsch. Nur die Grenzübergänge waren ein wenig abenteuerlich. Wurden die Grenzer in Slowenien noch durch zwei Cola-Büchsen freundlich gestimmt, reichte dies in Kroatien nicht aus, und mußten alle Insassen aussteigen, ihre Koffer aus dem Bus holen und einzeln durchsuchen lassen. Und das alles nachts um 1:00 bei maximal 5°C.
In Zadar zeigt uns ein Kroate die Taxis und ein netter Fahrer bringt uns für 30 DM die 12 km zur Marina Zlatna Luka. Der Hafen ist riesig und wir fahren an 'zig Stegen vorbei, bis wir an dem des Vermieters ankommen. So sehen wir genug kleine Schiffchen, die immer am Anfang der Stege liegen und fangen uns bei dem Angebot an zu fragen, ob 5,8 m Länge nicht zu klein sind. Da liegen ganz schön üble Kisten zwischen den großen Nobelbooten.
Am Steg VI können wir uns aber entspannen: Dort liegt "unsere" ELAN 19 (Name: Laser) und macht einen guten Eindruck: Ein modernes Schiffchen, 7/8tel Rigg, keine Rollsegel, Außenborder, Kajüte, schlankem Hubkiel UND einem Dinghi. Es wirkt zunächst fast so groß wie die ganze ELAN 19, entpuppt sich aber beim späteren Besteigen als echter Winzling.
Die Vermieter (Astayachting) sind so früh noch nicht anzutreffen, aber sie haben die Laser für uns offen gelassen. Beim Einsteigen staunen wir noch einmal: Zur "internen" Ausrüstung gehört noch eine komplette Küche in zwei großen Schubfächern unter der Plicht, ein VHF Handfunkgerät, komplettes Navigationszeug, ein Chemoklo in der Backskiste, Wasserkanister und ein Benzintank für den Außenborder (5 PS), Rettungswesten und Lifelines, sowie ein Ring mit zugehöriger Sicherheitsleine. Von unserem deutschen Vermittler (Dreamcharter) haben wir außerdem einen Hand-GPS bekommen. Besser geht's fast nicht.
Wir richten uns häuslich ein, was erstaunlich gut geht. Es ist für zwei Personen massig Stauraum vorhanden, der Tisch ist mit einer Schraube an die Maststütze geklemmt und kann unter die Decke geschoben werden. So stehen einem zwei Konfigurationen zur Verfügung: Entweder er ist heruntergefahren und man kann essen oder arbeiten/navigieren, oder er ist hochgeschoben und man hat genug Platz zum schlafen.
Ansonsten ist die Laser einfach eingerichtet: Eine Doppelkoje im Vorschiff und dahinter auf jeder Seite eine Bank, die etwa einen Meter unter die Sitzbänke der Plicht reicht. Hinter den Rückenlehnen befindet sich dann der Stauraum für Kleinkram. Im Handbuch finden wir noch die folgenden technischen Details:
Länge über alles: | 5,80 | m |
Breite über alles: | 2,49 | m |
Tiefgang: | 0,55-1,30 | m |
Verdrängung: | 0,65 | t |
Fläche Grosssegel: | 12,50 | m^2 |
Fläche Genua: | 10,50 | m^2, reffbar |
Fläche Spinnaker: | 25,00 | m^2 |
Um 9:00 kommt der Vermieter und auch um uns herum erwachen die Besatzungen der anderen Boote. Meist sind es Österreicher und sie schauen etwas erstaunt auf uns hinunter. Das diese kleine Nussschale am Anfang des Stegs auch gemietet wird, das hatten sie wohl nicht erwartet.
Die Übergabe funktioniert reibungslos und unser Vermieter gibt uns eine nette Einweisung. Beim Gaskocher gehen unsere Meinungen aber weit auseinander. Er findet ihn ein sehr gutes Gerät, aber wir sind eher skeptisch: Ein Gummischlauch verbindet Flasche und Kocher und ist mit Rohrschellen befestigt, die sich bedenklich ins weiche Gummi schneiden. Außerdem ist der Kocher so verrostet, dass er prompt auseinander fällt, als ihn unser Einweiser hochhebt. Er legt aber alles wieder vorsichtig voreinander und beharrt darauf, dass er 1A funktionieren würde. Na gut, wir sind auf jeden Fall froh, einen eigenen Campingkocher mitgenommen zu haben.
Nachdem wir die Kaution hinterlegt, den Benzin- und Wassertank gefüllt, geduscht und im teuren Marina-Supermarkt das Nötigste eingekauft haben, starten wir unseren knatternden Außenborder und tuckern los. Im Vorbecken stehen schon unsere beiden Segelchen (echt süß, alles so filigran und klein!) und nachdem Ruhe eingekehrt ist, schieben wir langsam mit Schmetterling entlang der Küste nach Norden.
Es ist einfach herrlich: Die Sonne scheint, das Wasser ist unglaublich klar und türkisfarben, die Laser benimmt sich vorbildlich und wir sind fast die einzigen auf dem Wasser. Da muß ich einfach ins Beiboot klettern und alles knipsen. So stehe ich also hinter unserer Nußschale in einem Winzling von einem Schlauchboot und Steffi muß einen wilden Zickzack-Kurs steuern, damit ich auch wirklich jede Perspektive erwische. :o)
Leider nimmt der Wind stetig ab und so brauchen wir 3 Stunden, bis wir endlich in den Stadthafen von Zadar einlaufen. Mit Hilfe einer Mooring-tonne machen wir an der Mole fest. Sofort kommt der Hafenmeister angerannt und fragt, wie lange wir bleiben wollen. Ab 2 Stunden Liegezeit müßten wir den vollen Tarif für eine Übernachtung zahlen.
Wir sind etwas überrascht und machen uns deshalb so schnell wie möglich auf in die Stadt. Hier kann man einiges günstiger einkaufen und neues Geld aus dem Automaten ziehen. Mit der drohenden Liegegebühr im Nacken, beeilen wir uns aber und machen uns so schnell wie möglich wieder auf.
Der Wind hat leider inzwischen gedreht und weht jetzt mit nur noch 2-3 Bft. aus Norden, also genau gegenan. Kreuzend kommen wir einiges langsamer voran. Vor allem bei diesem lauen Lüftchen und der Hitze sinkt die Motivation dann auch sehr schnell. Außerdem rutschen die Fockschoten bei dieser geringen Belastung schnell aus den Klemmen. Wir versuchen, sie mit Süßwasser geschmeidiger zu machen, aber es hilft nicht viel. In der Ferne kann man die schroffen Berge im Hinterland sehen, das entschädigt uns etwas für die langweilige Quälerei.
Gegen Abend nimmt der Wind wieder zu und wir kommen besser voran. Am Ende müssen wir sogar noch ein Reff in die Fock setzen. Dummerweise haben wir die Geschwindigkeit total überschätzt. So ein kleines Boot läuft einfach locker 2 kn langsamer als die große Skua und so wird uns nach und nach klar, dass wir die anvisierte Bucht kaum vor der Dunkelheit schaffen werden. Also suchen wir uns eine Alternative, aber auch hier kommen wir erst in der späten Dämmerung an.
Wir müssen uns diesen navigatorischen Fehler eingestehen, aber im Moment können wir einfach nichts daran ändern. Dabei befinden wir uns in einer sehr bescheidenen Lage: Beim Ankermanöver ist es schon so dunkel, dass wir den Abstand zum Land kaum einschätzen können, der Wind hat inzwischen auf sicher 6 Bft aufgefrischt und zu allem Überfluß hat er auch noch auf NE gedreht. Somit weht er eher parallel zum Ufer der sehr weitläufigen Bucht. Etwa 100 m hinter uns befindet sich noch eine Landzunge, so daß wir zu allem Unglück auch noch ein Stück Legerwall hinter uns haben. Wir sehen es inzwischen nicht mehr, aber wir hören die Wellen, die gar nicht so klein sind, und sich hinter uns an den Felsen brechen. Unsere Situation ist also nicht nur bescheiden, sondern wirklich absolut beschissen. Aber jetzt, wo es stockdunkel ist, können wir einfach nichts mehr machen, außer ab und zu die Position und den Anker zu kontrollieren.
Neben den ungünstigen Umständen ist es auch noch empfindlich kalt geworden. Wir vermuten, dass der Wind somit die Bora ist, die aus den Bergen die Täler heruntergepfiffen kommt. Damit werden unsere Pläne, es bis zur Insel Rab zu schaffen schnell zunichte gemacht und enttäuscht und mit einem unguten Gefühl wegen unserer Lage, machen wir es uns in der gemütlichen Doppelkoje gemütlich und schlafen ein.
Fotos:
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